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NABU Ganderkesee begrüßt den allerersten Kranich-Nachwuchs im Hengsterholzer Moor/ Windpark-Planungen müssen sofort gestoppt werden

Kranich (NABU/Dorothea Bellmer) / Schlatt (NABU/ Heiko Ackermann)

Mit großer Sorge und Enttäuschung nehmen wir die jüngst bekannt gewordenen Planungen zur Errichtung von sechs weiteren Windkraftanlagen im Hengsterholzer Moor zur Kenntnis. Besonders kritisch sehen wir die drei Anlagen, die unmittelbar im Umfeld des von uns seit 1981 gepflegten Naturdenkmals ND242 errichtet werden sollen.

NABU Oldenburger Land bisher zurückhaltend – aus guten Gründen

Unser Dachverband, der NABU Oldenburger Land, ist Eigentümer von Flächen im Hengsterholzer Moor. Bislang wurde öffentlich keine Position bezogen, was auf zwei entscheidende Gründe zurückzuführen ist:

1. Fehlende Kommunikation trotz anfänglicher Kooperationszusagen
Die Investoren des geplanten Windparks hatten uns sowie dem NABU Oldenburger Land zunächst ein transparentes und kooperatives Beteiligungsverfahren zugesagt, um naturschutzfachliche Belange angemessen zu berücksichtigen. Ein erstes Treffen im Oktober 2024 vermittelte noch einen konstruktiven Eindruck. Doch nach dem Aufstellungsbeschluss des Ganderkeseer Gemeinderats im Juni 2025 wurde die Kommunikation einseitig eingestellt – weder unsere Anfragen noch Terminvorschläge wurden beantwortet oder abgesagt.

Hartmut Drebing, Vorsitzender des NABU Oldenburger Land, kommentiert:
„Aus heutiger Sicht war die zugesagte kooperative Zusammenarbeit nur so lange

im Gespräch bis die politischen Beschlüsse über die Aufstellung eines geänderten Flächennutzungsplans im Gemeinderat in trockenen Tüchern waren.“

2. Schutz seltener Arten – insbesondere eines brütenden Kranichpaars
Seit dem Frühjahr 2025 bestand begründete Hoffnung, dass im Bereich der alten Moorschlatts im Hengsterholzer Moor erstmals ein Kranichpaar einen Brutversuch unternimmt – ein außergewöhnliches Ereignis für unsere Gemeinde. Um die potenzielle Brut und Aufzucht nicht durch Begehungen oder Öffentlichkeitsarbeit zu gefährden, hielten wir uns mit Stellungnahmen bewusst zurück.

Nun steht fest: Die Kranicheltern wurden am 23. Juli 2025 zusammen mit einem flüggen Jungvogel am NABU-Schlatt beobachtet – ein Beweis für eine erfolgreiche Brut innerhalb der Gemeinde Ganderkesee.

Uwe Scharf, Sprecher der NABU-Ortsgruppe Ganderkesee:
„Wir sind überglücklich! Nach allem, was wir wissen, handelt es sich um die erste erfolgreiche Kranichbrut auf Ganderkeseer Gebiet überhaupt.“

Der Brutstandort liegt innerhalb des Areals, in dem nun Windkraftanlagen errichtet werden sollen. Dies stellt aus unserer Sicht ein massives naturschutzfachliches Problem dar.

Naturschutz und Energiewende dürfen kein Widerspruch sein

Wir befürworten grundsätzlich den Ausbau der erneuerbaren Energien, setzen uns aber mit Nachdruck für einen naturverträglichen Ausbau der Windkraft ein. Der Standort Hengsterholzer Moor ist aus Sicht des Arten- und Biotopschutzes denkbar ungeeignet:

  • Die geplanten Windräder liegen im Landschaftsschutzgebiet.

  • Der Untergrund besteht aus moorigem Boden mit empfindlichen hydrologischen Strukturen.

  • Es bestehen erhebliche Risiken für geschützte Arten (u. a. Kranich, Neuntöter, Krickente, Moorfrosch).

  • Die seltenen Sand- und Moorlandschaften im Süden der Gemeinde sind einzigartig im Landkreis Oldenburg.

Wir sehen mit großer Sorge, dass durch den geplanten Bau der Anlagen insbesondere die ökologisch wertvollen eiszeitlichen Gewässer im Gebiet gefährdet werden könnten. Großflächige Fundamentbauten auf moorigem Untergrund bergen hohe Risiken für das gesamte Gebiet.

Unsere Forderung

Die geplante Errichtung der Windkraftanlagen im Hengsterholzer Moor muss gestoppt werden. Aus Sicht des NABU Oldenburger Land und der NABU-Ortsgruppe Ganderkesee ist dieser Standort unvereinbar mit den Zielen des Naturschutzes. Der aktuelle Fall zeigt deutlich: Eine Abwägung zugunsten der Natur wurde bislang nicht ausreichend vorgenommen.

Hartmut Drebing:
„Wir sind enttäuscht über das strategische Vorgehen der Investoren. Wer den Schutz der Natur ernst nimmt, kann an diesem Standort keine Windkraft errichten. Es entsteht der Eindruck, dass hier vor allem wirtschaftliche Interessen verfolgt werden – auf Kosten eines einmaligen Naturraums.“

Wir bleiben aktiv

Wir werden unsere Position auch gegenüber der Politik und der Unteren Naturschutzbehörde klar vertreten und weiterhin für einen ökologisch tragfähigen Ausbau der Windkraft im Gemeindegebiet eintreten. Dabei werden wir auch den Austausch mit anderen Naturschutzverbänden suchen.

Wer unsere Initiative unterstützen möchte, kann sich gern bei uns melden:
📧 vorstand@nabu-ganderkesee.de

Mehr erfahren

🔗 Informationen zum NABU-Schlatt:
https://www.nabu-ganderkesee.de/projekte-der-nabu-ortsgruppe/nabu-schlatt-hengsterholz/

📊 Artenfunde der letzten Jahre im Gebiet:
– Moorfrosch
– Mittlerer Sonnentau (Rote Liste)
– Fadenbinse
– Krickente
– Neuntöter