Gestatten,ich bin . . . .

der Feldsperling

Autor: Volker Kropik

 

Nistkästen für Feldsperlinge?

 

„Spatzen gibt es doch noch genug“, mag der eine oder andere denken, wenn er hört, dass  Naturschützer und Vogelfreunde  Nistkästen für den Feldsperling anbieten wollen. Dass Spatzen nicht gerade seltene Vögel sind, wissen die meisten. Doch denken sie dabei eher an den Haussperling. 

 

Der Feldsperling ist der kleine Bruder des Hausspatzen. Er ist von diesem gut unterscheidbar durch seine kastanienbraune Kappe auf dem Kopf und den markanten schwarzen Wangenfleck, den man auch als Knopf zur Kappe ansehen kann. Geübte  Ohren können das  hellere ‚Tschilpen’ des Feldsperlings von dem derberen Ruf  des Haussperlings unterscheiden.  Und dann ist der Feldsperling auch  etwas kleiner als sein nicht so attraktiver  Cousin unserer Siedlungen.  Aber ein echter Sperling ist er trotzdem.  Der Name ‚Sperling’ geht auf eine indogermanische Wurzel zurück, die  so viel wie  ‚zucken’ oder   ‚zappeln’ bedeutet.  Und damit wird   ein ganz typisches Verhalten der Sperlingsvögel beschrieben. Der Sperling ist ein „Zappelnder“.

 

Viele Menschen erinnern sich an Zeiten, in denen ganze Kolonien von Feldsperlingen in den Büschen  oder Hecken auf dem Lande saßen und lärmten. Und wenn sie in großen Trupps über Getreidefelder herfielen, dann führte das oft dazu, dass  man sie durch vergiftetes Getreide oder Ausräumen der Gelege bekämpfte. Solche Maßnahmen  von einst haben dem Feldsperling sicher zugesetzt, aber dass er heute  selten geworden ist, und sich auf  der Vorwarnliste der „Roten Liste gefährdeter Tierarten“ befindet, hat andere Ursachen.

 

Feldsperlinge sind Vögel, die am Rand von Siedlungsräumen und  im Übergang zu Feldern leben. Dieser Lebensraum hat auch zu seinem Namen geführt, denn auf den Feldern  sucht er seine Hauptnahrung: das sind Sämereien von  Gräsern und Kräutern wie  Melde, Beifuß oder   Knöterich. Als Nestlingsnahrung  kommen kleine Insekten, Blattläuse, Raupen  und Käfer in Frage.

 

Von diesen Dingen gab es in  der bäuerlichen Landwirtschaft der Vergangenheit  genug. Heute  hat sich die Landwirtschaft so verändert, dass sie den Feldsperlingen die Lebensgrundlage nimmt. Der massive Einsatz von Herbiziden schränkt die Kräutervielfalt und damit das Samenangebot drastisch ein. Durch die Verwendung  von Insektiziden kann es zu Engpässen  bei der Versorgung der Jungvögel mit geeigneter Nahrung kommen. Fehlende Brachflächen oder Stoppelfelder, die im Herbst oder Winter Nahrung bieten können, verschärfen die Lage für den Feldsperling. Und wenn  das Getreide  heute  nicht mehr auf den Bauernhöfen gelagert wird, dann fallen  dort keine Dreschabfälle an,  die den Feldsperlingen über winterliche Notzeiten helfen konnten. Zu erwähnen ist  auch  der Mangel an Nistgelegenheiten, der nicht nur  den Feldsperling betrifft.

 

Hier aber können wir Abhilfe schaffen. Der NABU  stellt  kostenfreie Nisthilfen für Feldsperlinge zur Verfügung. Da Sperlinge gesellige Vögel sind, die ihre Nester gerne nebeneinander  bauen, sind  „Dreifamilienkästen“ ein Nistangebot, dass  der Feldsperling gerne  annimmt. Diese können an der Hauswand, am Carport oder einer Schuppenwand montiert werden. 

 

Und was können wir außerdem noch tun? Artenreiche, unaufgeräumte Gärten, Sträucher, Hecken und Obstbäume  fördern reiches Vogelleben in unseren Siedlungen. Draußen, in der Landschaft neben den Feldern und an den Wegrändern sind Blühstreifen wertvolle Nahrungsflächen. Geeignetes Saatgut hierfür kann ebenfalls über den NABU  bezogen werden. In seinem Gedicht über Spatzen schrieb  Christian Morgenstern:

 

In einem leeren Haselstrauch,

da sitzen drei Spatzen, Bauch an Bauch.

Der Erich rechts und links der Franz

                                 und mittendrin der freche Hans …

 

Vielleicht hatte der Dichter  Feldsperlinge im Visier, als er diese Zeilen zu Papier brachte. Wenn wir diesem Vogel bessere Lebensbedingungen bieten, dann kann es vielleicht so bleiben, dass der freche Hans immer noch  einen Nachbarn rechts und einen Nachbarn links findet.                                                         

 

Volker Kropik

17. 06. 2016

Um eine Verwechselung des Feldsperlings mit dem Hausperling zu vermeiden, hier nun beide auf einen Blick  (beide Fotos sind von Frank Derer)

               Feldsperling                                     Haussperling

 

 

Unter dem Titel "Feldsperlinge - Vögel des Siedlungsrandes"

 

startet der NABU ein zweijähriges Projekt, in dem wir den ländlichen Verwandten des Spatzes (Haussperlings) mit verschiede-nen Aktionen helfen wollen.