Autor: Volker Kropik
Feldlerche im Sinkflug
Die Feldlerche ist ein Vogel, der wohl allen Menschen bekannt ist. Ihren hellen Gesang verbinden viele mit Frühlingstagen, mit blauem Sommerhimmel und mit Spaziergängen durch Wiesenlandschaften und weite Felder. Für den Gesang der Lerche, den sie in eindrucksvollem Steilflug vorträgt, gibt es in unserer Sprache sogar ein eigenes Wort: Die Lerche tiriliert, mitunter minutenlang und gelegentlich auch nachts. Manch einer denkt bei der Lerche vielleicht an das alte Volkslied von der ‚Vogelhochzeit’ in dem es heißt: „Die Lerche, die Lerche, die führt die Braut zur Kerche.“ Damit könnte es jedoch bald vorbei sein, denn die Lerche droht aus unserer Landschaft zu verschwinden. Die Bestände des ehemals häufigsten Bodenbrüters sind in etwas mehr als einem Jahrzehnt deutschlandweit um 50 – bis 90 Prozent gesunken, und unsere Region ist hierin leider keine Ausnahme.
Diese dramatische Abnahme hat ihre Gründe in der intensivierten Landwirtschaft der letzten Jahrzehnte. Als Bodenbrüter benötigt die Feldlerche offenes Gelände mit niedriger, abwechslungsreich strukturierter Gras- und Krautschicht. Extensives Grünland und karge Vegetation mit offenen Stellen sind der bevorzugte Brut- und Lebensraum der Feldlerche. Doch davon gibt es immer weniger. Vielfach werden die Wiesen in vierwöchigem Rhythmus gemäht und geben mit diesem Intervall der Feldlerche keine Chance für die erfolgreiche Aufzucht ihrer Jungen. Immer häufiger werden Wiesen aber auch in intensiv genutzte Ackerflächen verwandelt, wo es den Lerchen nicht besser ergeht. Auf unseren gedüngten Ackerflächen steht das Getreide so dicht, dass es der Lerche „über den Kopf wächst“. Kann sie noch auf Wegeränder und Ackerrandstreifen ausweichen, so mag ihr eine erfolgreiche Brut gelingen. Doch werden solche ‚Überlebensstreifen’ allzu oft weggepflügt und der Ackerfläche zugeschlagen.
Wir müssen dem Verschwinden der Feldlerche als Brutvogel aber nicht tatenlos zusehen, denn es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, diese Entwicklung zu verhindern. Wenn sich Landwirte entschließen könnten, einen kleinen Teil ihrer Flächen für einige Zeit aus der Intensivbewirtschaftung herauszunehmen, wofür sie selbstverständlich finanziell entschädigt werden müssen, dann könnten die so entstehenden Flächen ein wertvoller Lebensraum für Lerchen und andere Vögel sein. Andere sehr wichtige Maßnahmen bestehen im Wiedereinrichten von Wege- und Ackerrandstreifen und im Anlegen sog. „Lerchenfenster“. Dabei handelt es sich um etwa 20 m2 große Lücken in Getreidebeständen, welche durch kurzes Aussetzen und Anheben der Sämaschine beim Säen angelegt werden. Mit dem Lerchenfenster helfen wir auch Rebhuhn, Wachtel und Feldhase. Es werden zwei „Lerchenfenster“ pro Hektar empfohlen. Für den geringen Minderertrag auf diesen künstlichen Fehlstellen können Landwirte eine Entschädigung bekommen. Bei der „Landesjägerschaft Niedersachsen e. V.“ , einem anerkannten Naturschutzverband, kann eine Prämie von 10 € pro Lerchenfenster beantragt werden. Das ist gewiss nicht viel Geld. – Aber es wäre ein so hoffnungsvolles Zeichen, um uns diesen volkstümlichen Vogel zu erhalten.